Das Asperger-Syndrom im Detail

Das Asperger-Syndrom: Ursachen, chemische Prozesse und Unterschiede im Gehirn

Das Asperger-Syndrom gehört zu den Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) und zeichnet sich durch allgemeingesagt Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion, Kommunikation und repetitive Verhaltensmuster aus. Menschen mit Asperger-Syndrom haben jedoch in der Regel keine signifikante Sprachstörung und besitzen häufig normale bis überdurchschnittliche Intelligenz.

Ursachen und Entstehungsfaktoren des Asperger-Syndroms

Die genauen Ursachen des Asperger-Syndroms sind nicht vollständig geklärt, aber es gibt einige gut dokumentierte Faktoren:

1. Genetische Faktoren

  • Eine starke genetische Komponente wurde festgestellt. Gene wie SHANK3, CNTNAP2 und NRXN1 sind an der Gehirnentwicklung und Synapsenbildung beteiligt.
  • Diese Gene beeinflussen die Signalübertragung zwischen Neuronen und damit die Funktion des Zentralnervensystems.

2. Epigenetische Faktoren

  • Epigenetische Veränderungen wie DNA-Methylierung oder Histonmodifikationen können die Genexpression beeinflussen und durch Umweltfaktoren wie Stress während der Schwangerschaft ausgelöst werden.

3. Neurologische Abweichungen

  • Veränderungen in der Struktur des Gehirns, insbesondere im präfrontalen Kortex und Temporallappen, beeinflussen die soziale Interaktion und kognitive Prozesse.
  • Eine abnormale Neurotransmitterfunktion (Dopamin, Serotonin, GABA) kann zu den beobachteten Verhaltensmustern beitragen.

4. Umweltfaktoren

  • Pränatale Infektionen, Stress oder Exposition gegenüber Schadstoffen erhöhen das Risiko für die Entwicklung des Asperger-Syndroms.
  • Ein höheres Alter der Eltern bei der Empfängnis kann ebenfalls als Risikofaktor gesehen werden.

Neurologische und chemische Unterschiede im Gehirn

Strukturelle Unterschiede

Das Gehirn von Menschen mit Asperger-Syndrom zeigt einige spezifische Abweichungen:

  • Erhöhtes Hirnvolumen im Kindesalter, insbesondere im präfrontalen Kortex.
  • Veränderungen in der weißen Substanz, was zu unterschiedlicher Konnektivität führt.
  • Abweichungen in der Amygdala und im Hippocampus, was die emotionalen Reaktionen beeinflussen kann.

Neuronale Netzwerke und Konnektivität

Es gibt Hinweise auf eine Überkonnektivität in lokalen Netzwerken und eine Unterkonnektivität zwischen entfernten Gehirnregionen. Dies führt zu einer stärkeren Fokussierung auf Details, aber auch zu Schwierigkeiten bei der Integration von Informationen.

Neurotransmitter und biochemische Unterschiede

Dopamin

Bei Menschen mit Asperger-Syndrom kann das dopaminerge System unterschiedlich funktionieren:

  • Erhöhte Aktivität im mesolimbischen System, was die intensive Fokussierung auf bestimmte Interessen erklären könnte.
  • Verringerte Dopamin-Rezeptordichte im präfrontalen Kortex, was zu Problemen bei der Impulskontrolle führt.

Serotonin

Eine erhöhte Serotoninkonzentration im Blut (Hyperserotoninämie) wird häufig beobachtet:

  • Dies deutet auf eine mögliche Dysregulation des Serotonin-Systems hin.
  • Veränderte Serotonin-Rezeptoren beeinflussen die Stimmungsregulation und das soziale Verhalten.

GABA und Glutamat

Das Gleichgewicht zwischen GABA und Glutamat ist entscheidend:

  • GABA-Dysfunktion führt zu erhöhter neuronaler Erregbarkeit und sensorischer Überempfindlichkeit.
  • Eine erhöhte Glutamat-Aktivität kann zu Überstimulation und scharfen sinnen des Gehirns führen. Führt jedoch bei zu hohen dosen zu Neuronalschäden.

Molekulare Signalwege und oxidative Prozesse

mTOR-Signalweg

Eine Überaktivierung des mTOR-Signalwegs kann zu übermäßiger Dendritenbildung führen und die neuronale Konnektivität beeinflussen.

SHANK-Gene und Synapsenfunktion

Mutationen in SHANK-Genen beeinflussen die synaptische Plastizität, was sich auf Lernen und soziale Interaktionen auswirken kann.

Oxidativer Stress

Erhöhte Werte an oxidativen Stressmarkern wie Malondialdehyd deuten auf neuronale Schäden hin, die die Funktion von Neurotransmittern beeinträchtigen können.